200 000 fehlen für den Deal
Fussball Der FC Luzern ist vor dem Spiel beim FC Lugano (Samstag, 17.45) im Fahrplan. Sorgen bereitet nach wie vor der abwanderungswillige Stürmer Marco Schneuwly.
Daniel wyrsch
daniel.wyrsch@luzernerzeitung.ch
Marco Schneuwly (30) träumt bekanntlich seit über sechs Wochen von Sion. Das Problem des Deals zwischen Sion und Luzern ist die Transfersumme: Sion-Präsident Christian Constantin will gemäss Generaldirektor Marco Degennaro in der nächste Woche beginnenden Länderspielpause höchstens 800 000 Franken Ablöse bieten, der FCL beharrt mindestens auf einer Million für seinen Schlüsselspieler mit unterschriebenem Vertrag bis Sommer 2017. Präsident Ruedi Stäger und Sportchef Rolf Fringer bestätigten, dass sie Schneuwly jetzt für eine siebenstellige Summe ziehen lassen würden.
Man kann es drehen, wie man will, Schneuwly hat in dieser Saison längst nicht die Leistungen aus dem Vorjahr gebracht. Er ist zwar nicht das einzige Sorgenkind der Luzerner, denn auch der neue deutsche Mittelfeldspieler Clemens Fandrich (24) sowie Captain und Aussenverteidiger Claudio Lustenberger (28) rennen seit Saisonbeginn ihrer Form hinterher. Doch Schneuwlys Leistungstief ist natürlich durch den ihm vorliegenden Fabelvertrag des FC Sion mit sechsjähriger Laufzeit beeinflusst worden. Eine Woche vor dem Start hatte sein Berater Milos Malenovic, der zugleich Berater von Sions Vero Salatic ist, ihm diese Offerte vorgelegt. Mit Journalisten spricht Luzerns Goalgetter der letzten Saison (17 Ligatore, 8 Assists) aber nicht über den längst geplanten Wechsel ins Wallis. Auch gestern war der gebürtige Freiburger zu diesem Thema nicht zu sprechen.
Längste Durststrecke im FCL-Dress
Schneuwly ist mittlerweile seit 380 Minuten ohne Torerfolg. Seit dem 2:2 (92.) im Startspiel gegen Sion und dem Pass zum 1:2 (90. Jahmir Hyka) hat Schneuwly in fünf Ligaspielen weder getroffen noch eine Torvorlage gegeben – so ineffizient war er im FCL-Dress noch nie. Trainer Markus Babbel will ihm die Einsatzbereitschaft aber nicht absprechen: «Marco arbeitet die ganze Woche fleissig im Training, doch in den Spielen kann er nicht kaschieren, dass er gedanklich nicht voll und ganz bei der Sache ist.»
Heute könnte Bewegung in die sich hinziehende Angelegenheit kommen, weil die Walliser ab 13 Uhr bei der Auslosung der Europa League erfahren, wie ihre Gruppengegner heissen. Klingende Vereinsnamen wie Marseille, Schalke, Tottenham, Napoli und Villarreal könnten dem Schweizer Cupsieger zugelost werden. Gemäss der Westschweizer Tageszeitung «Le Matin» wird Sion in Monaco durch Generaldirektor Degennaro, Finanzchef Christian Baudoin sowie Präsidentensohn und Teammanager Barthélémy Constantin vertreten sein. Constantin Junior erklärt der Zeitung: «Die Auslosung ist entscheidend für unsere Transfers.» Das heisst mit anderen Worten: Die Walliser wollen nochmals investieren, falls sie in eine Gruppe kommen, in der sie eine Chance aufs Weiterkommen haben. Barthélémy Constantin sagt: «In der Sache muss es schnell vorwärtsgehen.» Hintergrund: Das internationale Transferfenster schliesst am Montag. Während Wechsel innerhalb der Schweiz wie im Fall Schneuwly noch bis zum 30. September möglich sind.
Constantin flirtet mit Berbatov
Nicht in Monaco ist Präsident Christian Constantin. Der 58-Jährige hat vor ein paar Tagen einem vertrauten «Blick»-Journalisten erzählt, dass er dem vereinslosen Bulgaren Dimitar Berbatov (34) Sion schmackhaft machen will. Der Ex-Stürmer von Leverkusen, Tottenham, Manchester United, Fulham und Monaco wäre ablösefrei zu haben, aber weil Berbatov zuletzt im Fürstentum astronomische 300 000 Franken im Monat verdiente, muss ihn Constantin wie einst Weltmeister Gennaro Gattuso zusätzlich mit ideellen Werten ins Wallis locken. «Ich werde versuchen, Dimitar Berbatov am Herzen zu packen», sagte Constantin. Sollte es klappen, seien die Transfers von Schneuwly und Blerim Dzemaili, der ohnehin nicht nach Sion will, vom Tisch. Denn Berbatov könne als Sturmspitze, aber auch dahinter spielen. So bräuchte man weder einen neuen Stürmer noch einen Spielmacher, so Constantin.
Ob es der allmächtige Sion-Boss wirklich ernst mit Berbatov meint – oder ob es sich dabei lediglich um ein Ablenkungsmanöver handelt, erfuhren wir von Constantin nicht. Er war für unsere Zeitung gestern nicht erreichbar.
Muss Schneuwly auf die Bank?
Zurück zu Schneuwly: Er zeigte beim 5:2-Sieg gegen den FC Zürich eine leichte Aufwärtstendenz. Trotzdem dürfte er sich nicht beklagen, wenn Babbel ihm in Lugano auf der Ersatzbank zusätzliche Bedenkzeit gäbe. Beim FCL stünden mit Frane Cirjak (20) und João Oliveira (19) zwei willensstarke Offensivtalente bereit, die sich ihre Einsätze verdient hätten.